Zerreißproben

Erwartungen an die deutsche Einheit und an eine europäische Integration

Leipziger Kreis, Zerreißproben, Ausstellungseröffnung, 5. November 2010, Tapetenwerk Leipzig, Foto: Christian Lotz
Leipziger Kreis, Zerreißproben, Ausstellungseröffnung

Lützner Straße 91 + + 04177 Leipzig

Kolloquium: 17:00 Uhr

Ausstellungseröffnung: 19:30 Uhr

Eine Ausstellung mit künstlerischen Positionen von

Thomas Bittner + + Bianca Gröger + + Bertram Haude + + Tim Kellner + + Verena Landau + + Falk Messerschmidt + + Franciszek Orłowski + + Andrea Pichl + + Stefan Riebel + + Jana Seehusen + + Wanja Tolko + + Christiane Wittig + + Ute Z. Würfel + + Piotr Żyliński.

Ein Kolloquium mit Vorträgen von

Achim Eberspächer: Hier wird Zukunft bewiesen! Erwartungen an die Futurologie vor dem Hintergrund des Systemwettlaufs in den 1960er und 1970er Jahren
Annekathrin Waitzmann und Dr. Jan Scheunemann: Erwartungen und Projektionen. Die deutsche Einheit in ost- und westdeutschen Tagebuch-Aufzeichnungen 1989–1991
Jana Seehusen: Gelegenheit macht Glauben. Eine lectureperformance zur intermedialen Repräsentation katastrophischer Ereignisse.

Die Ausstellung ist vom 5. bis 13. November 2010 zu sehen. Öffnungszeiten: Montag–Sonnabend 13:00 Uhr –18:00 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.

Die deutsche Einheit und der Prozeß einer europäischen Integration seit 1990 gehören zu den anhaltend lebendig und kontrovers diskutierten Themen in Öffentlichkeit, Wissenschaft und Kunst. Annäherungen und Gemeinsamkeiten sind ebenso wie überlieferte Unterschiede in Ost und West zum Gegenstand verschiedener wissenschaftlicher Arbeiten geworden und boten Ansatzpunkte für eine breite Vielfalt an künstlerischen Stellungnahmen. Im künstlerischen Bereich dominieren bislang Arbeiten, die den Spuren deutscher Zweistaatlichkeit nachgehen, und solche, die Erinnerungen an den Transformationsprozeß nach 1990 erörtern. In der Wissenschaft liegt der Schwerpunkt bisher auf politik- und wirtschaftsgeschichtlichen Studien zur deutschen Einheit und europäischen Integration sowie auf sozialwissenschaftlichen Untersuchungen zur „inneren Einheit“ Deutschlands.

Das Projekt des Leipziger Kreises – Forum für Wissenschaft und Kunst strebt danach, die Perspektiven auf die deutsche Einheit und die europäische Integration zu erweitern und bisher anzutreffende Sichtweisen zu kontrastieren. Dazu wird der Leipziger Kreis eine künstlerische Ausstellung zeigen und eine historische Fallstudie erarbeiten. Zur Ausstellungseröffnung werden die Ergebnisse der Fallstudie präsentiert und gemeinsam mit weiteren Vorträgen diskutiert, die vergleichbare alltagsgeschichtliche Fragestellungen zu anderen europäischen Ländern verfolgen. Im Zentrum des Projekts stehen zwei Fragen: (1) Welche Erwartungen wurden und werden von den Menschen in Ost und West an Einheit und Integration adressiert. (2) Wie verändern sich räumliche, kulturelle und soziale Wahrnehmungsmuster, wenn Trennendes durch Integration überwunden wird, aber auch wenn in einer Einheit neue Verwerfungen und Brüche entstehen.

Call-for-Papers

Der Leipziger Kreis läd Wissenschaftler ein, Referatvorschläge für das Kolloquium einzureichen.

Einsendeschluß: 20. September 2010

Zerreißproben. Zukunftserwartungen 1989/90 angesichts einer deutschen und europäischen Einigung

Kolloquium am 05. November 2010

Die Jahre 2009 und 2010 waren (und sind) reich gefüllt mit Veranstaltungen und Neuerscheinungen, die die Überwindung der deutschen Zweistaatlichkeit und das Ende der europäischen Teilung 1989/90 thematisieren. Das Spektrum neuer wissenschaftlicher Publikationen reicht von politikwissenschaftlichen Transformationsanalysen, über Darstellungen der Umbrüche in den Ländern Ostmitteleuropas, bis hin zu Untersuchungen der neuen sozialen und ökonomischen Herausforderungen eines europäischen Wirtschaftsraumes. Die Rolle der politischen und wirtschaftlichen Eliten ist in diesem Zusammenhang umfassend erkundet worden.

Mit dem Kolloquium „ZERREISSPROBEN – Zukunftserwartungen 1989/90 angesichts einer deutschen und europäischen Einigung“ will der Leipziger Kreis. Forum für Wissenschaft und Kunst die bekannten Perspektiven der Eliten, also die Sicht „von oben“, durch Perspektiven „von unten“ erweitern. Im Zentrum der Aufmerksamkeit sollen die Erwartungen an die Zukunft stehen, welche die Menschen in unterschiedlichen europäischen Ländern während der Jahre 1989/90 hegten. Es geht hier weniger um die Programme politischer Parteien und Gruppen in Ost und West. Vielmehr sollen jene Zukunftsvorstellungen in den Mittelpunkt gerückt werden, die außerhalb der Politik zur Sprache kamen, also bei den sogenannten einfachen Menschen.

Das Call-for-Papers richtet sich an Forscher, die in ihren Projekten mit alltagsgeschichtlichen Quellen arbeiten. Die Bezeichnung „alltagsgeschichtliche Quellen“ wird hierbei weit ausgelegt und umfaßt Tagebücher, Briefwechsel, Reiseberichte, Leserbriefe in Zeitungen, Fotografien und andere Dokumente, die abseits der großen politischen Bühnen entstanden sind. In diesen Quellen sind nicht allein die hoffnungsvollen Zukunftserwartungen an ein zusammenwachsendes Deutschland und Europa von Interesse, sondern ebenso die sorgenvollen Szenarien von neuen Verwerfungen oder anhaltenden Gegensätzen und Konflikten in Europa.

Folgende Leitfragen stehen im Mittelpunkt des Kolloquiums:

1) Welche Erwartungen hinsichtlich Kontinuitäten und Brüchen äußern die Autoren der alltagsgeschichtlichen Quellen, als ab Mitte 1989 die Herrschaft des Kommunismus in Ostmitteleuropa, die deutsche Zweistaatlichkeit und die Teilung Europas in Frage stehen?
2) Welche Vorstellungen vom Zusammenwachsen, aber auch von anhaltenden Trennungen und Unterschieden sprechen sie an?
3) Wie verändern sich im Laufe der Jahre seit 1989 kulturelle und räumliche Wahrnehmungsmuster der Quellenautoren? Welches Verhältnis sehen die Quellenautoren zwischen den Entwicklungen in ihrem Herkunftsland und jenen in Europa? Nach welchen leitenden Kategorien, bspw. „Ost“ oder „West“, „modern“ oder „rückschrittlich“ u.ä., ordnen die Quellenautoren ihre Welt?

Der Leipziger Kreis lädt Magisterkandidaten, Doktoranden und Post-Docs ein, ihre Forschungsprojekte im Kolloquium vorzustellen. Termin für die Einsendung von Referatvorschlägen ist der 20. September 2010. Ein Referatvorschlag sollte maximal 4000 Zeichen umfassen. Außerdem bitten wir um einen kurzen Lebenslauf mit Angabe der wichtigsten eigenen Veröffentlichungen und einer vollständigen Kontaktadresse. Das Kolloquium wird am Freitag, 05. November 2010, in Leipzig stattfinden. Das Kolloquium ist Teil eines Wissenschafts- und Kunst-Projekts des Leipziger Kreises: Neben dem Kolloquium, in dem die ausgewählten Referate diskutiert werden, zeigt der Leipziger Kreis eine Ausstellung, in der Künstler aus verschiedenen europäischen Ländern zur gleichen Thematik Stellung nehmen.

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